Kolumne: Glücklich mit und ohne Geld

von Andrea Buchelt

Tipps für eine glückliche Geldbeziehung von Kornelia Rendigs

Warum ist es so schwer, finanziell für den Ruhestand zu planen?

Den Schritt in die Selbstständigkeit zu gehen, bedeutet für Gründerinnen auch gleichzeitig, den Schritt in die finanzielle Selbstverantwortung zu gehen. Anders als bei Angestellten gibt es keine gesetzliche Sozialversicherung und damit auch keine finanzielle Vorsorge für den Ruhestand. Doch die finanzielle Planung für den Ruhestand ist schwierig. Dafür gibt es drei hauptsächliche Gründe:

Gründe für die fehlerhafte Ruhestandsplanung

  1. Die Wissenschaftler Shefrin und Thaler haben herausgefunden, dass Menschen grundsätzlich der Versuchung widerstehen müssen, ihr heutiges und zukünftiges Einkommen nicht sofort zu verkonsumieren. Wie schwierig das ist, zeigt allein die Tatsache, dass immer mehr Menschen Konsumschulden durch Ratenzahlungskäufe und Kredite machen. Je weiter das Sparziel in der Zukunft liegt, desto schwieriger ist es, die nötige Selbstdisziplin aufzubringen.

In meiner Beratungspraxis erlebe ich dieses Phänomen bereits seit vielen Jahren. Häufig wollen sich Kundinnen überhaupt nicht mit der Thematik auseinander setzen und schauen sich die Zahlen erst gar nicht an. Das rächt sich im Rentenalter.

  1. Das Phänomen der Inflation, also der laufenden Geldentwertung durch Preissteigerungen übersteigt das menschliche Vorstellungsvermögen. Deshalb wird der Faktor Inflation bei der Ruhestands- und Rentenplanung meistens nicht berücksichtigt, weil nur die nominalen Werte betrachtet werden. Wissenschaftler nennen das auch „Geldillusion“.

Wenn ich für Kundinnen eine Ruhestands-Finanzplanung mache, merke ich immer wieder, wie geschockt die meisten sind, wenn sie die inflationsbereinigten Zahlen sehen.

  1. Die wenigsten Selbstständigen bedenken, dass sie im Ruhestand auf ihre Einkünfte noch Steuern zahlen müssen. Das gilt mittlerweile seit Einführung der nachgelagerten Besteuerung auch für die Renten aus der Gesetzlichen Rentenversicherung. Außerdem fallen noch die Krankenversicherungsbeiträge an, die bei Selbstständigen meist höher ausfallen, wenn diese privat versichert sind.

Diese drei Gründe führen dazu, dass die Ruhestandseinkünfte nicht realistisch geplant und wahrgenommen werden. Viele Berufstätige, egal ob selbstständig oder angestellt, setzen sich erst ab Mitte 40 mit der Thematik konkret auseinander. Dann ist es sehr schwierig, die verlorene Zeit durch höhere Beiträge wieder aufzuholen.

Tipps für eine bessere Planung

Für eine vernünftige Ruhestands- und Vorsorgeplanung ist es unerlässlich, sich frühzeitig mit dem Thema auseinanderzusetzen, sich die realistischen Zahlen auszurechnen oder ausrechnen zu lassen. Das hat außerdem den Vorteil, dass in jungen Jahren noch sehr viel geringere Beiträge genügen, da der Anspareffekt durch den Zinseszinseffekt verstärkt wird. Auch wenn die Zinsen zurzeit gering sind, kann sich dies bei Aktiensparplänen und fondsgebundenen Versicherungen genauso vorteilhaft auswirken. Dazu kommt, dass auch der Risikoanteil der Anlage höher gewählt werden kann, je mehr Laufzeit noch zur Verfügung steht.

Die Finanzplanung sollte mindestens alle drei Jahre auf den Prüfstand gestellt werden und sinnvollerweise auch mit einer Expertin oder einem Experten besprochen werden, um „blinde Flecken“ auszuschließen.

Um die eigene Disziplin zu stärken, ist es empfehlenswert, separate Konten, Verträge oder Depots für die Ruhestandsvorsorge abzuschließen nach dem Motto: „Finger weg von der Altersvorsorge!“ Auch eine automatische dynamische Erhöhung zwecks Inflationsausgleich ist sinnvoll.

Diese dynamischen Erhöhungen waren früher bei Lebens- und Rentenversicherungen fürchterlich verpönt seitens der Verbraucherschützer. Inzwischen jedoch sind die Verhaltensökonomen zu der Ansicht gekommen, dass diese Erhöhungen durchaus sinnvoll sind. Zum einen müssen die Ruhestandssparer nicht erst aktiv werden, um Beiträge zu erhöhen. Zum anderen werden Einkommenssteigerungen nicht erst geistig oder real verkonsumiert.

Planung auf die eigenen Bedürfnisse abstimmen

Die Planung sollte in jedem Fall bedürfnisgerecht und realistisch ausfallen. Es bringt nichts, wenn Sie Ihre Ziele zu hoch stecken und sich mit hohen Sparbeiträgen selber geißeln. Das kann zu Frustrationseffekten führen. Dann besteht die Gefahr, dass Verträge aufgelöst und die Ruhestandsvorsorge erst einmal verfrühstückt wird. Genauso habe ich es gerade bei einer Kundin erlebt, die Ihre Vorsorge zugunsten einer Kreuzfahrt auflöste mit den Worten: „Ich lebe schließlich heute.“ Es ist sicherlich schwierig den richtigen Weg zu beschreiten und Umwege werden sich nicht immer vermeiden lassen. Gerade deshalb ist es wichtig, dass Sie sich regelmäßig mit dem Thema auseinander setzen und darüber reden.

Planung auf die eigene Risikobereitschaft abstimmen

Auch wenn Sie noch zwanzig oder dreißig Jahre Zeit haben und dementsprechend ein höheres Risiko eingehen könnten, ist es wichtig, dass Sie Ihre eigene Risikobereitschaft kennen. Nur so lässt sich vermeiden, dass Sie bei einem plötzlichen Kurseinbruch panisch werden, die Nerven verlieren und alles verkaufen statt die Sache auszusitzen. Auch Ihre Risikobereitschaft kann sich im Lauf der Zeit verändern. Deshalb finde ich es ratsam, regelmäßig einen Test zu machen, um sie zu überprüfen.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Ruhestands-Finanzplanung.


Kornelia Rendigs
ist Diplom-Ökonomin und arbeitet seit 23 Jahren als freie Anlageberaterin hauptsächlich – aber nicht ausschließlich – für und mit Frauen.

Seit Januar 2016 ist sie die erste zertifizierte FCM Finanz Coach®. Als Finanz Coach unterstützt sie Menschen bei allen finanziellen Fragen und Problemen und ist darauf spezialisiert, dysfunktionale Glaubenssätze und Projektionen zum Thema Geld aufzudecken und aufzulösen.

Weitere Informationen zu Kornelia Rendigs und Kontakt:

Tel. 0421-408 99 440

www.finanzcoaching-bremen.de

www.vermoegenundzukunft.de

Kolumnistin Kornelia Rendigs
Kolumnistin Kornelia Rendigs

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