Kolumne: Glücklich mit und ohne Geld
von Andrea Buchelt
Tipps für eine glückliche Geldbeziehung von Kornelia Rendigs
Geld und Gründung: Sicherheitsillusion und Risikokompetenz
Kaum eine Phase im Leben wird so von Tabellen und Prognosen geprägt, wie die Gründungsphase. Um welches zentrale Thema wird es dabei wohl gehen?
Ganz richtig: Um Geld.
Da wäre vor allem der berühmt berüchtigte „Business-Plan“, die Ertragsvorschau der nächsten fünf Jahre, die Kostenplanung und natürlich die private Finanzplanung für Absicherung und Vorsorge. Manchmal treffen diese Prognosen auch zu.
Leider jedoch ist die Welt nicht in dem Maß vorhersehbar, wie Sie sich das vielleicht wünschen. Selbst eine sehr solide und realistische Planung basierend auf langjährigen Erfahrungen und einer breiten Basis an Information und Wissen, kann die Zukunft trotz allem nicht vorhersehbar machen. Das liegt daran, dass Ihnen nicht alle Risiken bekannt sind, die Einfluss auf Ihr zukünftiges Unternehmen haben werden. Das wäre ungefähr so, als ob Sie eine Planung für die Entwicklung des Wetters der nächsten fünf Jahre machten.
Selbst wenn die ersten Jahre wie prognostiziert eingetroffen sind, ist dies noch keine Garantie für die Zukunft. Oftmals unterliegen Menschen aber gerade dann der Sicherheitsillusion, wenn sie über einen längeren Zeitraum ähnliche oder gleiche Erfahrungen machen.
Die Truthahn-Illusion
Die Truthahn-Illusion ist ein Begriff aus der Verhaltensökonomik, der Risikointelligenz beschreibt. Er resultiert aus einer Erzählung des Autors Nassim Taleb. Aus Sicht des Truthahns wird die Wahrscheinlichkeit, gefüttert und umsorgt zu werden und in Sicherheit zu sein von Tag zu Tag größer, da er keinerlei andere Erfahrung macht. Mit jeder Fütterung steigt sein Vertrauen und seine gefühlte Sicherheit, bis plötzlich Thanksgiving vor der Tür steht. Der Mann, der ihn solange umsorgt hat, kommt plötzlich nicht mit dem Futter sondern mit dem Messer.
Selbst die Wahrscheinlichkeitsrechnung hätte dem Truthahn nicht weiter geholfen. Nach der Laplace-Regel stieg die Wahrscheinlichkeit, in Sicherheit zu sein und gefüttert zu werden, jeden Tag weiter an. Doch dem Truthahn waren nicht alle Risiken bekannt. Er kannte Thanksgiving nicht.
Genauso unterliegen immer wieder Menschen dieser Truthahn-Illusion. Wer konnte sich schon vorstellen, dass eine Bank wie Lehman Brothers pleite macht. Sogar die Experten gingen ja von weiterhin steigenden Immobilienpreisen aus – vor der Subprime-Finanzkrise.
Deshalb ist es gerade für Gründerinnen wichtig, eine gesunde Risiko- und Entscheidungskompetenz zu entwickeln. Dabei können einfache Informationen und praktikable Methoden häufig hilfreicher sein, als komplexe mathematische Modelle oder umfangreiche Informationssammlungen, die mehr verwirren als nützen. Auch die als „Bauchgefühl“ bezeichnete Intuition ist manchmal hilfreicher, als das Festhalten an Tabellen und wenig aussagekräftigen Zahlenmodellen. Wichtig ist gerade in der Anfangszeit, ein sicheres Gespür für die wesentlichen Zahlen, Daten und Fakten zu entwickeln und auf mögliche Veränderungen innerlich eingestellt zu sein. Nur dann kann bei Veränderungen oder Krisen auch flexibel reagiert werden.
Flexibilität ist in schwierigen Situationen eine wichtige Bedingung, um Lösungen zu finden und Veränderungen einleiten zu können. Dazu braucht es vor allem Mut, um einer ungewissen Zukunft zu begegnen, kritische Fragen zu stellen oder auch mal eine Expertenmeinung einzuholen.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Mut für Ihre Entscheidungen.
Kornelia Rendigs ist Diplom-Ökonomin und arbeitet seit 23 Jahren als freie Anlageberaterin hauptsächlich – aber nicht ausschließlich – für und mit Frauen.
Seit Januar 2016 ist sie die erste zertifizierte FCM Finanz Coach®. Als Finanz Coach unterstützt sie Menschen bei allen finanziellen Fragen und Problemen und ist darauf spezialisiert, dysfunktionale Glaubenssätze und Projektionen zum Thema Geld aufzudecken und aufzulösen.
Weitere Informationen zu Kornelia Rendigs und Kontakt:
Tel. 0421-408 99 440
