Kolumne: Gute Texte schreiben

von Andrea Buchelt

Tipps für leichte, verständliche Texte von Dunja Herrmann

Bloß kein Blabla schreiben!

„Mama, wie schreibt man eigentlich eigentlich?“, fragte mich mein Kind diese Woche. Ich schaute auf das Blatt, wo schon die ersten Buchstaben des Wortes standen. „Hm. Eigentlich schreibt man gar kein eigentlich“, gab ich zur Antwort. „In den meisten Fällen kannst du es eigentlich weglassen.“

Wie Sie sehen, lässt sich so ein „eigentlich“ sehr gut in alle möglichen Sätze einbauen. Es fällt kaum auf, es lässt ein paar Möglichkeiten offen und schafft Raum für Unsicherheiten. Doch eigentlich ist es überflüssig. In den meisten Fällen können Sie es weglassen. So wie viele andere Wörter auch:

Ich habe es ja neulich geschrieben.
Ich habe es ja neulich schon geschrieben.
Ich habe es ja neulich schon ganz gut geschrieben.
Also habe ich es ja neulich schon geschafft, es ganz gut zu schreiben.

„Ja“ ist ein beliebtes Füllwort, „schon“ schleicht sich gerne ein, das Wörtchen „ganz“ macht die Aussage runder, ist aber genauso überflüssig, und auch „also“ können Sie sich oft sparen. Wissen Sie, wie viele Füllwörter es gibt? Jede Menge! Dazu zählen übrigens auch Ausdrücke wie zum Beispiel „im Rahmen dessen“, „in diesem Zusammenhang“ oder „im Grunde genommen“.

Füllwörter blähen einen Text unnötig auf, sodass die Leserinnen und Leser seinen Inhalt rasch als „Blabla“ wahrnehmen. Ich persönlich liebe ja Füllwörter! Ich baue sie für mein Leben gerne in Texte ein, um sie dann beim Lesen wieder herauszulöschen. Für das eine oder andere Füllwort entscheide ich mich bewusst – und manches entpuppt sich bei näherem Hinsehen tatsächlich als wichtiges Wort, auf das ich eigentlich nicht verzichten kann und darf.

Etwas energischer gehe ich mit sogenannten Substantivierungen um. Diese ersetze ich so gut ich kann durch lebendigere Verben:

„Die Durchführung meines Workshops bedarf noch einiger Vorbereitung.“
alternativ: "Meinen Workshop bereite ich noch vor, bevor ich ihn ... halte."

Dieser Nominalstil, bei dem es viele Nomen (= Namenwörter) gibt, ist in Fachsprachen, der Amts- und auch Politikersprache sehr beliebt. Sätze im Nominalstil sind (manchmal) kürzer, Nebensätze mit Verben können wegfallen und ich glaube, dass sich für manche ein Wort mit „-ung“ am Ende einfach wichtiger anhört.

 

Ich kürze an dieser Stelle ab, denn ich habe noch eine Überraschung für Sie: Füllwörter und Nominalstil miteinander kombiniert erhöhen das Risiko für Blabla-Texte! Messen lässt sich das mit dem sogenannten BlaBlaMeter. Sie geben Ihr Geschriebenes in die BlaBlaMeter-Maske ein und ein Index zwischen 0 und 1 zeigt Ihnen an, wie viel Bullshit in Ihrem Text steckt. Entschuldigen Sie diesen Ausdruck, er stammt original von der BlaBlaMeter-Seite! Je mehr der Index gegen 1 geht, desto mehr Blabla haben Sie geschrieben.

Als ich die Seite entdeckte, ließ ich sogleich einige Passagen meiner Website auswerten. Der erste Abschnitt ergab einen Index von 0.06. „Ihr Text zeigt keine oder nur sehr geringe Hinweise auf ‚Bullshit’-Deutsch“, lautete der Kommentar. Damit habe ich eine magische Grenze überschritten, wie ich in den „Fragen und Antworten“ auf der Seite lesen kann. Mein Text ist so gut, dass er schon wieder schlecht sein könnte ... Der zweite Abschnitt führte zu einem Index von 0.22, was bedeutet: „erste Hinweise auf ‚Bullshit’-Deutsch, aber noch auf akzeptablem Niveau“.

Ja, also! Das kann sich doch sehen lassen! Übrigens habe ich diesen Kolumnen-Text ebenfalls überprüfen lassen. In ihm sind ja einige Füllwörter versteckt – und trotzdem komme ich auf 0.14 („nur geringe Hinweise auf ‚Bullshit’-Deutsch“). Vermutlich hat es das BlaBlaMeter-Programm vor allem auf Substantivierungen abgesehen.

Damit kann es beim Schreiben besserer Texte sehr gute Dienste leisten! Sie geben Ihren Text ein und begeben sich je nach Index auf die Suche nach -ung-Wörtern und anderen Substantivierungen. Letztlich gibt es nur einen Weg zu besseren Texten: sich der eigenen Sprache bewusst zu werden.

Viel Freude beim Testen des BlaBlaMeters!

 

Dunja Herrmann ist Diplom-Ingenieurin und ausgebildete PR-Redakteurin. Ihr Angebot „Power-Feedback. Der Qualitätscheck für Texte und Konzepte“ richtet sich an selbst schreibende Unternehmerinnen und Unternehmer, die ihre Textqualität erhöhen wollen.

Außerdem ist sie Coach für emotionale Kompetenz und zeigt Menschen, wie sie sich und andere von emotionalen Blockaden befreien können. Auch in diesem Bereich steht die Einfachheit und Wirksamkeit an oberster Stelle.

Weitere Informationen zu Dunja Herrmann und ihrem Angebot:

Telefon: 07249 387559

E-Mail: kontakt(at)dunja-herrmann.de

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Kolumnistin Dunja Herrmann
Kolumnistin Dunja Herrmann|Foto: Susanne Heitz, Fotogen Digital

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