Kolumne: Gute Texte schreiben

von Andrea Buchelt

Tipps für leichte, verständliche Texte von Dunja Herrmann

Gibt’s das auch in Deutsch?

Mit Fremdwörtern lieber sparsam sein

Vor einigen Tagen kam ich an einem Buch-Aufsteller im Supermarkt vorbei, oder sagen wir besser: Ich blieb daran hängen. Mein Blick glitt über die Titel der angepriesenen Spiegel-Beststeller. Ich nahm das eine oder andere Buch heraus und las den Klappentext. Schließlich landeten zwei Titel in meinem Einkaufswagen.

Erst zu Hause las ich mir im Internet Bewertungen der Bücher durch und war etwas enttäuscht, dass ich mit meinem Spontankauf offenbar keine ideale Auswahl getroffen hatte. Was sollte es! Bei nächster Gelegenheit schnappte ich mir eines der Bücher, legte mich auf den Liegestuhl und begann zu lesen.

Seitdem kämpfe ich mich hindurch. Das Buch ist sicher ganz interessant. Es sind kurze, in sich abgeschlossene Kapitel über das Leben. Der Leser soll sich in den Zeilen wiederfinden. Das fällt mir jedoch enorm schwer, denn der Autor verwendet durchgehend anderssprachige Ausdrücke für die Titel seiner Abschnitte. Diese Fremdwörter tauchen auch im Text mehrfach auf, genauso wie weitere dazu passende Wörter und Passagen.

Ob es damit zusammenhängt, dass der Verfasser schon viele Länder dieser Erde gesehen hat? Dass er sich oft längere Zeit im Ausland aufhielt? Es ist ganz klar ein Stil-Element. Und ich zweifle sehr daran, ob sich das günstig auf das Buch und seinen Inhalt auswirkt.

Denn was passiert, wenn ich mitten im Satz auf mehrere Wörter stoße, die ich noch nie gehört habe? Ich versuche mir zu merken, was sie bedeuten. Das ist anstrengend. Denn der Autor spielt mit diesen einzelnen Wörtern, verdreht sie, versetzt sie ins Gegenteil, wandelt sie ab, kreiert etwas Neues daraus. In kürzester Zeit wirbeln mir pro Kapitel viele verschiedene Vokabeln durchs Hirn, das ich jedes Mal verrenken muss, um mir halbwegs den Sinn zu erschließen.

Die Folge: Ich verliere die Leselust und – was viel schlimmer ist – teilweise verstehe ich nur Bahnhof. Es ist mir zu mühsam, alle Zusammenhänge zu erfassen. Das Geld hätte ich besser in eine Liebesgeschichte angelegt. Dort gibt es nur einfache Worte, eben solche, mit denen „echte“ Menschen sprechen.

Bisher habe ich Ihnen in meinen Beiträgen die schlechten Beispiele gleich mitgeliefert. Diesmal verzichte ich darauf. Ich habe sogar leichte Fremdwörter vermieden, die die meisten Deutschen gut kennen und einsetzen können, wie z. B. Rezensionen (anstatt Bewertungen), Lektüre (anstatt lesen) oder Negativ-Beispiele (anstatt schlechte Beispiele).

Es gibt genügend Wörter in unserer Sprache, um fast alles auszudrücken, was uns am Herzen liegt. Und wenn uns etwas am Herzen liegt – das sollte für eine kleine Botschaft genauso gelten wie für ein Buch, dann wollen wir doch, dass uns möglichst viele Menschen verstehen. Sehen Sie das genauso?

Dann lade ich Sie heute ein, Ihre Texte so zu schreiben, dass zumindest jeder die Chance hat sie zu begreifen. Schauen Sie mal genauer hin, ob Sie den einen oder anderen Fachbegriff wirklich benötigen! Ich habe zum Beispiel kurz nachdenken müssen, wie ich „Rezension“ übersetzen kann. Jeder, der schon mal bei amazon.de unterwegs war, kennt „Rezensionen“. Andere Shop-Portale nennen es „Bewertung“. Das kann sich doch auch sehen lassen!

Eine kleine Sache fällt mir dazu noch ein: Jemand sagte einmal zu mir, dass die Menschen ruhig etwas dazulernen dürften. Dass ihnen zuzumuten wäre, ein Fremdwort im Text vorzufinden. Das stimmt. Wenn ich ein Buch über „Facebook Advertising“ schreibe, mute ich dem Lesenden den Begriff „Advertising“ und vielleicht noch einige andere Fachbegriffe zu. Diese lernt er am Anfang kennen. Dann liest er sie immer wieder. Am Ende weiß er genau, was sie bedeuten. Prima!

Doch niemand braucht zahlreiche Fremdwörter oder gar kunstvolle Ausdrücke, die Texte zerhacken und den Lesefluss stoppen. Es mag sein, dass sich eine kleine Zielgruppe angesprochen fühlt. Ich gehöre jedenfalls (oder auch: definitiv) nicht dazu!

Und Sie?

Viel Erfolg beim einfachen Schreiben!

Dunja Herrmann ist Diplom-Ingenieurin und ausgebildete PR-Redakteurin. Ihr Angebot „Power-Feedback. Der Qualitätscheck für Texte und Konzepte“ richtet sich an selbst schreibende Unternehmerinnen und Unternehmer, die ihre Textqualität erhöhen wollen.

Außerdem ist sie Coach für emotionale Kompetenz und zeigt Menschen, wie sie sich und andere von emotionalen Blockaden befreien können. Auch in diesem Bereich steht die Einfachheit und Wirksamkeit an oberster Stelle.

Weitere Informationen zu Dunja Herrmann und ihrem Angebot:

Telefon: 07249 387559

E-Mail: kontakt(at)dunja-herrmann.de

www.power-feedback.com

www.dunja-herrmann.de

 

Kolumnistin Dunja Herrmann
Kolumnistin Dunja Herrmann|Foto: Susanne Heitz, Fotogen Digital

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