Kolumne: Mehr Erfolg mit Strategie

von Andrea Buchelt

von Wiebke Brüssel

Unternehmen versenken – ein neuer Kult?

Haben Sie das auch schon gehört? Bei Wirtschaftsveranstaltungen aller Art wird in letzter Zeit öfter die amerikanische „Kultur des Scheiterns“ beschworen. Wir hören Sätze wie „wer in Amerika nicht mindestens zweimal gescheitert ist, wird als Unternehmer nicht ernst genommen“. Es hat den Anschein, als würde diese „Kultur“ auch als Vorbild für deutsche Unternehmen herangezogen.

Als Strategieberaterin regt sich bei mir dann immer Widerstand. Und tatsächlich bin ich nicht die Einzige, die so denkt. Unterstützung fand ich jetzt in einem Artikel in der Ausgabe 45/2016 der Wirtschaftswoche. Die Autoren wiesen darauf hin, dass unternehmerisches Scheitern nicht wie in einem Computerspiel funktioniert. Ist das „Game over“, beginnt man dann meistens nicht einfach wieder von vorne.

Es ist unbestritten, dass wir aus Fehlern besonders gut lernen. Aber müssen wir dafür ein Unternehmen in die Insolvenz führen? Und können die Gescheiterten dann einfach aufstehen, den Staub aus der Kleidung klopfen und wieder in den Sattel steigen?

Aus dem Artikel geht hervor, dass das oft so positiv dargestellte unternehmerische Scheitern tiefe Schattenseiten hat. Zunächst ist die Erfahrung schmerzlich und verunsichernd. Die Betroffenen schämen sich für Ihren Misserfolg. Das ist auch nicht innerhalb von ein paar Tagen verwunden, das braucht Zeit. Die Motivation bekommt einen ganz ordentlichen Dämpfer. Und nicht nur die Unternehmerin oder der Unternehmer selbst ist betroffen. Oft verlieren Mitarbeiter ihre Arbeitsplätze und viel Geld und Energie wird vernichtet. Dazu verhindert das Insolvenzrecht oft eine Neugründung, zumindest für einen gewissen Zeitraum.

Es scheint also wenig erstrebenswert zu sein, ein Unternehmen zu „versenken“, um so zu lernen, wie es richtig geht. Durch eine gute strategische Planung mit externer Begleitung können mögliche Fehlerquellen vorab durchgespielt und so verhindert werden. Der Lernprozess muss dadurch nicht leiden. Immerhin hilft es uns auch zu erkennen, in welche Falle wir beinahe getappt wären. Ich stelle an mir selbst fest, dass es mich genauso prägt, wenn ich erkenne, dass etwas hätte passieren können, als wenn es passiert wäre.

Strategische Planung ist natürlich keine Garantie dafür, dass wir immer erfolgreich sind. Aber wenn wir beweglich bleiben und unsere Planung als rollierendes System begreifen, sind wir auf einer weitaus besseren Seite. So bleiben wir als Unternehmerinnen und Unternehmer auch in unruhigen Zeiten auf einem guten Kurs.

Es schadet natürlich nichts, viel über die Fehler anderer zu erfahren und zu lernen – vor allem, wenn sie ihre unternehmerischen Misserfolge großzügig mit der Welt teilen. Sie verdienen großen Respekt dafür, dass sie so offen mit ihrem Scheitern umgehen. Aber nachmachen müssen wir das nicht. Dabei hilft eine gute Strategie.

Wer den Artikel „Der falsche Kult um das Scheitern“ nachlesen möchte, findet ihn im Archiv der Wirtschaftswoche Online.

Wiebke Brüssel ist Diplom-Betriebswirtin. Seit 2013 ist sie Geschäftsführerin des Strategiebüros Bremen.

Das Team des Strategiebüros begleitet kleine und mittlere Unternehmen und Non-Profit-Organisationen bei der Unternehmensentwicklung, auf dem Weg zu einer strategischen Zukunftsplanung oder bei der Lösung unterschiedlicher Herausforderungen.


Weitere Informationen zu Wiebke Brüssel und Kontakt:

Strategiebüro Bremen GbR
Tel. 0421 – 69 20 99 68
bruessel@strategiebuero-bremen.de
www.strategiebuero-bremen.de

Kolumnistin Wiebke Brüssel
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