Kolumne: Nachhaltig gärtnern

von Andrea Buchelt

von Gitta Stahl

Brunch-Time für die Ständchenbringer

Vogelfütterung im Winter ist eine Art Wiedergutmachung

Die erste „Eiszeit“ des Jahres haben wir schon hinter uns, die erste Schneedecke auch. Wir verkrümeln uns an den Kaminofen, greifen in die Lebkuchendose und knabbern Nüsse. Draußen aber müssen Singvögel wie Amsel und Meise, Fink und Rotkehlchen zusehen, wie sie klarkommen.

„Vögel füttern ist Quatsch! Die kamen früher schließlich auch ohne uns klar.“ Immer wieder hört man solche Aussprüche. Auch: „Mit der Vogelfütterung verwöhnt man die Tiere nur und füllt die Konten der Vogelfutteranbieter.“

Leider stimmt das so nicht ganz. Spätestens seit der Flurbereinigung ab Mitte der 70er Jahre, die die heckenstrukturierte kleinteilige Feldflur in große, bequem zu bearbeitende Riesenschläge verwandelte, ist die Ernährungsgrundlage vieler Wildvögel deutlich schlechter geworden. Und wo sind heute noch die Gärten, in denen Haselnüsse fruchten dürfen, Kornelkirschen und buttentragende Wildrosen gedeihen, Weißdorn, Hainbuchen und Liguster ungeschnitten üppigen Fruchtschmuck bieten, Stechpalmen, Zwergmispeln und Berberitzen Beeren tragen, Sonnenblumen Kerne ausreifen können und Stauden wie Disteln ihre Samen über den Winter aufheben dürfen für Stieglitz und Co.? „Ernährende“ Bäume wie Kastanien, Eichen und Buchen – viel zu groß für kleine Hausgärten – sind in Städten auch eher rar, hinterlassen sie doch mit Kastanien, Eicheln und Bucheckern Geschosse, die manchem Autodach unschöne Dellen zufügen könnten, „Stolpersteine“ auf Gehwegen und Arbeit für die Bauhöfe heißen.

So pflegeleicht unsere Gärten heute sind, so gut zum Verhungern geeignet sind sie als Lebensraum. Insofern ist die Vogelfütterung eine Art Entschuldigung für Lebensraumverlust, den wir verursacht haben. Natürlich kann mein Rat als Landschaftsplanerin nur sein: Gärten wieder zu Lebensräumen machen. Doch bis dahin ist Füttern erlaubt und erwünscht.

Wer also das Vogelfutterhäuschen noch nicht geschrubbt und die Vorräte an Sonnenblumenkernen, Erdnüssen, Rosinen und in Fett getränkten Haferflocken aufgefüllt hat, sollte jetzt loslegen. Walnüsse, auch noch die vom Vorjahr, können zerkleinert und als Bruch mit angeboten werden. Lässt man sie ganz, holen sich nur Elster, Krähe und Eichelhäher die ganzen Nüsse.

Wichtig ist – auch im Winter! – das Wasser. Gerade in langen Frostperioden ist das Wassermanagement für Vögel mühsam, aber wichtig. Durst haben auch Vögel immer. Tränken müssen auch im Winter regelmäßig vom Eis befreit und gereinigt werden. Da türmen sich dann schon mal Eisplatte an Eisplatte im Garten, wie das Foto zeigt, doch stets ist Hochbetrieb am offenen Wasser.

Vogeltraenke

Fruchtfressende Vögel wie beispielsweise die Amseln lieben zudem Äpfel. Ich sammele jeden Herbst – wo immer ich sie rechtmäßig aufklauben kann – Äpfel ausschließlich für die Winterfütterung ein. Das müssen nicht die aromatischsten sein, Hauptsache sie halten in der Garage durch, ohne zu faulen. Sechs bis acht Stück pro Tag wurde ich letztes Jahr los an schneereich-kalten Tagen.

Gute Infos zu Futterplätzen, Futter und Hygiene bietet der LBV auf den Ratgeberseiten zum Vogelschutz (http://www.lbv.de/ratgeber/vogelschutz/voegel-fuettern.html)

Ich wünsche allen Vogelfütterern wunderbare Naturbeobachtungen und gesunde Wildvögel.

Übrigens: Die Vogelgrippe, die sich gerade auch in Deutschland ausbreitet, ist nach derzeitigem Wissensstand für unsere Singvögel nicht gefährlich. Die Krankheit betrifft wohl nur Wasser- und Hühnervögel. Besondere Schutzmaßnahmen am Vogelfutterplatz sind daher nicht nötig.


Gitta Stahl
ist Dipl.-Ing. Landschaftsplanerin, Journalistin und Imkerin. Gärten, Gewerbeflächen, Friedhöfe und städtische Freiflächen in Lebensräume zu verwandeln, in denen sich auch Bienen, Wildbienen, Vögel, Igel und Co. wieder zuhause fühlen, ist ihr Anliegen. Beratungen, Vorträge und Seminare sind dabei wichtige Bausteine. „Nur wer versteht, um was es geht, kann richtig handeln.“

„Grüner Kosmos“
Beratungsbüro für nachhaltiges Gärtnern
Artilleriestraße 6a
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Tel: 0 42 31/67 75-140

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Gitta Stahl
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