Kolumne: Nachhaltig gärtnern

von Andrea Buchelt

von Gitta Stahl

Naturnahe Blüten mit Nektar und Pollen

Für die Bienen

In der kleinen Gemeinde südlich von Bremen, in der ich lebe, ist es derzeit erschreckend ruhig. Fast totenstill. Und das im Hochsommer. Ganz wenige Bienen summen und brummen, und das, obwohl es gerade in meinem Garten richtig lecker nektar- und pollenreich blüht. Was ist geschehen? Die Faulbrut ist ausgebrochen.

Die Amerikanische Faulbrut ist eine durch Bakterien verursachte Bienenkrankheit, bei der – wie der Name schon sagt – die Brut (also die Larven) verfault (in den Waben). Hochansteckend, anzeigepflichtig, als Seuche gewertet. Früher wurde mit Feuer alles Befallene vernichtet, auch die lebenden Bienen. Heute gibt man den erwachsenen Bienen die Chance, in neuen Waben neu anzufangen, entfernt nur die befallene Brut. Doch bis so ein Volk wieder stark ist und es im Dorf wieder summt und brummt, das dauert eben.

Gerade für mich ist es ein erschreckendes Szenario. Denn nachhaltig gestaltete Gärten, die Lebensraum bieten für Mensch und Tier, sind meine Leidenschaft und mein Beruf. Doch was nutzt alle Beratung und Planung, wenn andere Faktoren die wichtigen Bestäuberinsekten dahinraffen.

Aber die Szenerie macht auch erschreckend schön deutlich, wie einsam wir wären, gäbe es keine Insekten. Das Schlimmste daran: Es könnte Schule machen. Landauf landab boomt die Hobbyimkerei. Deutschland summt und alle wollen mitsummen. Grundsätzlich ein gute Sache, vorausgesetzt, man wird nicht nur aus einer Laune heraus Imker, sondern mit Herz und Verstand. Immerhin übernimmt man mit nur einem Volk die Verantwortung bestenfalls für mehrere Zehntausend Lebewesen. Dafür braucht es Sachkenntnis, Zeit und Herzblut. Ein schlecht betreutes Volk leidet schnell unter Hunger, Parasitenbefall, Krankheit.  

In Bremen geht man nun andere Wege. Auch hier hat man den Bestäuber-Notstand erkannt und auch hier wird für die Imkerei geworben, doch speziell für „Mietbienen“. BEE-RENT ist kein schlechter Ansatz, denn mit den Völkern wird gleich der Sachverstand ausgebildeter Imker mitvermietet. Sie kümmern sich darum, dass die Bienen an ihren Mietstandorten richtig gepflegt und Parasiten und Krankheiten im Zaum gehalten werden. Doch „vor Ort“ füttern können sie die Tiere nur im Winter. Eine gesunde Biene braucht Nektar und Pollen, und die möglichst vielfältig.

Deshalb sollten sich alle Bremer um den Hunger der Tiere kümmern. Damit wir die Bienen haben, wenn wir sie brauchen (Raps, Obstblüte, Gemüse), müssen Parks, Gewerbegebiete und Gärten so gestaltet sein, dass die Bienen auch dann leben können, wenn unsere Nutzpflanzen sie nicht mehr brauchen.

Moderne Gartengestaltungen mit viel in Form geschnittenen Immergrünen, mit pflegeleichten Schotterflächen und Steingabionen oder hochdekorative Anlagen mit Hortensien, Rhododendron oder Edelrosen decken den Tisch nicht – schon gar nicht früh im Jahr, nicht im Spätsommer und Herbst. Gärten, in denen Honigbienen und damit auch ganz viele andere Insekten leben können, brauchen Blütenvielfalt ohne Chemie. Nur naturnahe Blüten mit viel Nektar und Pollen locken Insekten. Insekten aber sind die Basis für alles andere, leider aber auch das kleinste und ggf. schwächste Glied der Nahrungskette, an der der gesamte Kreislauf zerbrechen kann. Vögel beispielsweise brauchen Läuse, Raupen, Mücken und Co., um Ihre Jungen zu füttern. Von Sonnenblumenkernen wird kein Jungvogel groß.

Wenn also jetzt und in den kommenden Jahren Gewerbetreibende, Institutionen, Hobbygärtner und Schulen Honigbienen mieten werden, lassen Sie sie nicht alleine mit der Verantwortung. Pflanzen und säen Sie Blüten mit Mehrwert. Lassen Sie die Giftspritze im Schrank. Und denken Sie nicht: Geht mich nichts an. Doch, es geht uns alle an. Denn unsere Nahrungsmittelsicherheit hängt weitreichend am Wohlbefinden der Honigbienen. Denn wir alle wollen saftige, aromatische, wohlgeformte Äpfel, Pflaumen und Erdbeeren, Möhren und Bohnen essen. Und das geht nur mit Bienen!

Zierlauch

Gitta Stahl ist Dipl.-Ing. Landschaftsplanerin, Journalistin und Imkerin. Gärten, Gewerbeflächen, Friedhöfe und städtische Freiflächen in Lebensräume zu verwandeln, in denen sich Bienen, Wildbienen, Vögel, Igel und Co. wieder zuhause fühlen, ist ihr Anliegen. Beratungen, Vorträge und Seminare sind dabei wichtige Bausteine. „Nur wer versteht, um was es geht, kann richtig handeln.“

„Grüner Kosmos“
Beratungsbüro für nachhaltiges Gärtnern
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Tel: 0 42 31/67 75-140

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Gitta Stahl
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