Kolumne: Nachhaltig gärtnern

von Andrea Buchelt

von Gitta Stahl

Torffrei gärtnern

Der Mai ist gekommen … und damit auch die (Be-)Pflanzzeit für Kübel, Töpfe, Tröge. Der Griff zur fertigen Blumenerdenmischung ist gängige Praxis. Sauber abgepackt, handlich zu transportieren, und der Erfolg gibt einem ja Recht: Es funktioniert. Hobbygärtner sind begeistert, Nachbarn neidisch.

Doch dem Moorfrosch vergeht das Quaken, der Bekassine das „Wummern“ (Balzfluggesang), die Torf-Mosaikjungfer (Libelle) denkt schon über eine Namensänderung nach und das Moorschneehuhn freut sich, dass es als Kosmopolit notfalls überall klar kommt.

Denn mit jedem Sack Standard-Blumenerde verschwindet ein kleiner Teil ihres Lebensraumes – des Moores, Basis für die Torfgewinnung. Denn auf dem Großteil der Verpackungen steht auch heute noch zu lesen: >90 % Hochmoortorf.

Über Millionen Jahre gewachsen, vernichtet der Mensch in wenigen Hundert Jahren, was nie wieder die Chance auf Erneuerung bekommt. Zuerst wurde trockengelegtes Moor (Torf) als Brennstoff genutzt (zum Heizen, doch auch zur Whiskyherstellung und um Dampfloks anzutreiben), als Einstreu und Baustoff. Schon damals verschwand viel Lebensraum. Seit aber der Gartenbau (Mitte des letzten Jahrhunderts) dank des wasserhaltenden, strukturgebenden Materials bodenunabhängig in Töpfen produzieren kann, boomt das Geschäft mit der schnell produzierten Pflanze und ist der Lebensraum Moor endgültig bedroht.



Wer es im Garten mit der Nachhaltigkeit ernst meint, der sieht genauer hin. Torffreie Substrate gibt es immer mehr. Doch ein Allheilmittel sind sie nicht. Zwar versucht man, überwiegend mit sogenannten heimischen Abfallprodukten zu arbeiten wie Holzfasern, Rindenhumus, Grünkompost, doch wirklich überzeugen diese Mischungen derzeit vielfach noch nicht. Oft kommen auch Kokosfasern und andere exotische Reststoffe wegen ihrer guten Strukturwerte zum Einsatz, die aber weit und mit viel Energie reisen und sich zudem der Kontrolle des Herstellungsprozesses entziehen.  

Trotzdem sollten Hobbygärtner alljährlich die neuen Rezepturen ausprobieren, die der Handel bereithält. Nur die Nachfrage führt zur Produktverbesserung. Und ganz mutigen Hobbygärtnern rate ich, selbst zu mixen, mit Gartenerde, Kompost, möglichst eigenem, und Rindenmulch von heimischen Bäumen. Das ergibt ein brauchbares Substrat für Kästen aller Art und schont die Moore. Machen Sie den Garten zum Experimentierkasten und freuen Sie sich wie ein Kind, wenn Versuche funktionieren.

Gitta Stahl ist Dipl.-Ing. Landschaftsplanerin, Journalistin und Imkerin. Gärten, Gewerbeflächen, Friedhöfe und städtische Freiflächen in Lebensräume zu verwandeln, in denen sich auch Bienen, Wildbienen, Vögel, Igel und Co. wieder zuhause fühlen, ist ihr Anliegen. Beratungen, Vorträge und Seminare sind dabei wichtige Bausteine. „Nur wer versteht, um was es geht, kann richtig handeln.“

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Gitta Stahl
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