Traumatherapie mit EMDR

von Andrea Buchelt

Traumatherapie mit EMDR (Eye-Movement-Desensitization and Reprocessing)

Die meisten Menschen erleben im Verlauf ihres Lebens eine starke seelische Erschütterung, was PsychologInnen als „Trauma“ bezeichnen: Jemand ist zum Beispiel überfallen worden, hatte einen Autounfall, wäre fast ertrunken, erlebte körperliche oder sexuelle Gewalt oder hat als Kind schon häusliche Gewalt erlebt, erlebte eine sehr schwere Geburt, eine Fehlgeburt oder Totgeburt, hat die Trennung der Eltern oder den Tod eines geliebten Menschen erlebt, ist im Krieg oder bei einer Naturkatastrophe oder bei einer Operation fast zu Tode gekommen,… die Liste ließe sich fortsetzen.

Ein Schutzmechanismus ist, dass schwere Traumata den Menschen manchmal nicht bewusst sind. Wenn sie jedoch nicht verarbeitet sind, dann „sitzt“ dieser Stress in Körper, Geist und Seele und die Empfindungsfähigkeit, die Gedankenmuster und das Verhalten werden beeinträchtigen. Ein chronischer Dauerstress kann krankmachende Folgewirkungen haben wie z.B. Bluthochdruck, Verstopfung, Diabetes, einen erhöhten Cholesterinspiegel, Herzinfarkt usw.

Traumatische Erlebnisse werden nicht einfach vergessen: Unser Gehirn hat sie gespeichert und erinnert uns noch viele Jahre später daran! Und wir reagieren mit der Gefühlsintensität, wie zu dem Zeitpunkt des erlebten Traumas. Unerwartet reagiert ein Mensch auf eine scheinbar belanglose Situation mit einem starken Gefühl wie Angst, Wut, Trauer, Schuld, Scham, Ekel oder dem Gefühl „irgendwie gar nicht anwesend zu sein“. Ohne zu wissen warum! Auslöser hierfür sind sogenannte „Trigger“, das kann alles Mögliche sein: ein bestimmtes Geräusch, ein Geruch, ein Geschmack, möglicherweise auch die Art und Weise, wie jemand uns zuhört, mit uns spricht, welche Worte er/sie verwendet, wie er/sie lächelt usw.

Ein Schrecken ohne Ende – das muss nicht sein!

Eine ambulante Traumatherapie kann zur Verarbeitung der seelischen Erschütterung beitragen. Bei extremen, langanhaltenden und/oder frühkindlichen Gewalterfahrungen, die zu multiplen Störungen führen ist eine Traumatherapie im stationären Rahmen empfehlenswert. Bei Monotraumen und in der Folge Trauer, Phobien, Prüfungsängste, Panikattacken, Zwangsstörungen, Essstörungen oder auch psychosomatische Erkrankungen wie Tinnitus oder Schmerzen können jedoch mit der Methode EMDR schon in wenigen Stunden gute Erfahrungen gemacht werden. Dabei ist es ratsam, sich an eine/n zertifizierte/n EMDR-Therapeutin/en zu wenden und auf eine qualifizierte Ausbildung zu achten.

Was ist eigentlich EMDR und wie wirkt diese Methode?

Seit den 90er Jahren gibt es die Kurzzeittherapie EMDR. Sie ist keine neue Therapierichtung, sondern ein Schulen ergänzendes Zusatzverfahren, das nach kritischer Forschung zum internationalen Behandlungsstandard zählt. EMDR ist bei Erwachsenen als Methode zur Behandlung der Posttraumatischen Belastungsstörung wissenschaftlich anerkannt.

Wenn man EMDR ins Deutsche übersetzt, würde es sinngemäß  „Augenbewegungs-Desensibilisierung und Neuorientierung“ heißen; doch das bringt wahrscheinlich nicht viel mehr Klarheit … Vielleicht ist es hilfreich, mit der Entstehungsgeschichte von EMDR anzufangen:

Die amerikanische Psychologin, Francine Shapiro erkrankte an Krebs, und in der leidvollen Auseinandersetzung damit entdeckte sie zufälligerweise die entlastende Wirkung von spontanen Augenbewegungen. In jahrelanger Forschung und Anwendung – zuerst im privaten Kreis und dann bei Vietnam-Veteranen - entwickelte sie die Methode EMDR und erhielt 1994 eine Auszeichnung für die „Entdeckung eines wichtigen Therapiefortschritts“.

1991 brachte Dr. Arne Hofman EMDR nach Deutschland. 1998 nach dem Zugunglück in Eschede wurde EMDR als Notfallversorgung von Opfern und Helfern eingesetzt und wurde dadurch in der Öffentlichkeit stärker bekannt.

Wie läuft ein EMDR-Therapieprozess konkret ab?

Wie in jeder guten Psychotherapie braucht EMDR im Vorfeld zunächst eine genaue Analyse der belastenden Erinnerungen oder der jeweiligen Problematik und der Auswirkungen auf das Lebens- und Selbstwertgefühl. Zudem werden zur Vorbereitung des EMDR Prozesses Stabilisierungstechniken erarbeitet.

Während der EMDR-Behandlung wird die/der KlientIn angeleitet, sich innerlich in kurzen Abschnitten mit der belastenden Erinnerung beziehungsweise der Problematik zu konfrontieren. Dann beginnt die abwechselnde Stimulierung der beiden Gehirnhälften durch Augenbewegungen, oder Tappen der Handrücken oder akustische Reize. Dadurch soll Entspannung und die Physiologie des REM-Schlafes (REM = Rapid Eye Movement) erreicht werden, in der das Gehirn Erlebnisse verarbeitet und Augenbewegungen natürlich sind. Die/der KlientIn bleibt während des Prozesses in der inneren Wahrnehmung. Die dabei auftauchenden Bilder, Gedanken und Gefühle werden kontinuierlich ausgewertet und die  Selbstheilung angeregt. Geschehenes wird zum Teil noch einmal durchlebt –  und dann meist schnell und gründlich verarbeitet. Oft kommt es bei dieser Arbeit auch zu tiefen Erkenntnissen, die Veränderungen alter und eingefahrener Gedanken- und Verhaltensmuster ermöglichen. Die/der KlientIn lernt, mit den alten traumatischen Erinnerungen und Gedanken in einer neuen Art umzugehen.

Lisa Schnelten

Heilpraktische Psychotherapeutin
Gestalt- und Hypnosetherapie
Traumatherapie / EMDR

Martin Luther Str. 63
26129 Oldenburg

Tel: 0152 02680388
lisa.schnelten@gmx.de
www.therapie-schnelten.de

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