Gutsbesitzerin


Umgebung Bremens, 1723


Chorfenster, St. Johannis Kirche in Bremen

Gräfin Emma von Lesum (unbek. -1038), Gutsbesitzerin

Emma von Lesum, die Schwester des Bischofs Meinwerk von Paderborn und Verwandte des Bremer Bischofs Unwan, ist die erste namentlich nachweisbare Bremerin.

Sie stammte aus dem begüterten Geschlecht der Immedinger und brachte sicher eine eindrucksvolle Mitgift in die Ehe ein. Nach dem Tod ihres Mannes, des sächsischen Grafen Luidger von Liestmona, verwaltete sie das zum Besitz der Billunger gehörende Gut. Offenbar handelte es sich um einen attraktiven Hof, der von Emma vorausschauend und gewinnträchtig bewirtschaftet wurde, denn als Emma ohne Erben starb, zog ihn Kaiser Konrad II. ein und überwies ihn seiner Gemahlin Kaiserin Gisela als Geschenk. Später gehörte er Kaiserin Agnes, der Gemahlin Heinrich III. Sein Nachfolger Heinrich IV. schenkte das Gut 1063 der Bremer Kirche unter Erzbischof Adalbert.

Emmas Popularität beruht auf Legenden und Sagen. Verschiedene Schriftsteller, darunter auch die Revolutionärin Marie Mindermann (1808-1882), haben sich mit Emmas Charakter beschäftigt und dabei ihren Länderreichtum und ihre Großzügigkeit in den Vordergrund gestellt. Die Gutsbesitzerin soll im Jahr 1032 den Bremerinnen und Bremern ein ungewöhnlich großes Stück Weideland, die Bürgerweide, geschenkt haben. Bis heute wird Emma dafür Dankbarkeit gezollt, ihr zur Ehre tragen Straßen in Schwachhausen und Bremen Nord, ein Kaffeehaus, ein See und eine Bank im Bürgerpark ihren Namen und seit dem Frühsommer 2000 transportiert das Boot "Gräfin Emma" viermal täglich Sightseeing-Gäste auf der Weser.

Nachweislich profilierte sich Emma als geschickte Diplomatin, die als gerechte Vermittlerin bei Auseinandersetzungen gesucht war. So erreichte sie durch Verhandlungen ein hundert Jahre währendes Friedensabkommen zwischen den Bremer Erzbischöfen und den Sachsenherzögen im Umland. Als Stifterin der späteren Wallfahrtskirche in Stiepel bei Bochum und wegen ihrer Mildtätigkeit wurde sie heilig gesprochen. In der Abtei Werden an der Ruhr verehrten die Gläubigen bis ins 17.Jahrhundert ihre angeblichen Reliquien. Die Behauptung, Gräfin Emma wäre im Bremer Dom beigesetzt, lässt sich nicht belegen.

In der katholischen St. Johannis Kirche im Bremer Schnoor-Viertel ist Emma von Lesum in einem Glasfenster im Chor abgebildet. Sie steht zwischen anderen bedeutenden heiligen Frauen, die in Bremen besondere Wertschätzung erfuhren. Der Palmzweig in Emmas Händen ist ein Hinweis auf ihre Rolle als Friedensstifterin, die Fische sind ein Symbol für ihre Frömmigkeit, Wohltätigkeit und Armenspeisungen. Zu ihren Füßen ist die von ihr gegründete Kirche in Stiepel dargestellt.

 Literatur  
- Holzner-Rabe, Christine: Von Gräfin Emma und anderen Em(m)anzen, S.29-35, Bremen 1995;
- Möhlmann, Günther: Der Güterbesitz des Bremer Domkapitel von seinen Anfängen bis zum Beginn des 14.Jahrhunderts, S.19, 23, Bremen 1933
- Peuckert, W. Erich (Hrsg.): Bremer Sagen, S.29, Göttingen 1961
- Heimat- und Verschönerungsverein (Hrsg.): Burg-Lesumer Heimatbuch, S.159, 160, o.O.1985
- Schwarzwälder, Herbert: Reise in Bremens Vergangenheit, S.60, 61, Bremen 1965
- Torsy, Jakob: Der große Namenstagskalender, S.341, Freiburg 1976
- Weser Kurier vom 5.6.2000