Kolumne: Glücklich mit und ohne Geld

von Andrea Buchelt

Tipps für eine glückliche Geldbeziehung von Kornelia Rendigs

Geld und Gründung: Die Bedeutung von Risiko

Ebenso wie die „Geld-Beziehung“ spielt bei einer Unternehmensgründung auch das Risiko eine sehr wesentliche Rolle. Problematisch dabei ist, dass je nachdem, in welcher Kultur, Gesellschaft, Religion oder Familie eine Unternehmensgründerin aufgewachsen ist, der Risiko-Begriff intuitiv eine ganz unterschiedliche Bedeutung haben kann. Auch die Voraussetzungen, wie beispielsweise die aktuelle Lebenssituation oder die Familienverhältnisse, haben einen starken Einfluss auf die Risikobewertung.

No risk, no fun? – No risk, no success?

Für eine Unternehmerin ist es selbstverständlich Risiken einzugehen, wenn Sie ein Unternehmen gründet. Die Frage ist jedoch, ob und inwieweit ihr die Dimension und die Bedeutung des eingegangenen Risikos wirklich bewusst sind. Im Finanz Coaching habe ich mehrfach erfahren, dass gerade die persönlichen Lebensumstände eine große Rolle spielen. Eine meiner Klientinnen berichtete, dass sich ihre Wahrnehmung in Bezug auf ihr unternehmerisches Risiko schlagartig wandelte, als sie nach der Scheidung plötzlich unter ganz anderen Umständen, quasi ohne Netz und Boden von ihrer Selbstständigkeit leben musste.

Risikowahrnehmung in Krisenphasen

Bedingt durch die finanziellen Einbußen der Scheidung und die plötzlich veränderte Situation, bekam diese Kundin plötzlich nächtliche Panikattacken. Extreme Lebenssituationen, wie Scheidung, der Verlust des Arbeitsplatzes oder eine drohende Insolvenz verändern bei vielen Menschen das Verständnis von Risiko. Wenn Menschen plötzlich vom Risiko überrascht werden, reagieren sie automatisch emotional und selten sachlich. Gerade in solchen Krisenphasen ist eine besonnene und sachliche Reaktion nötig, leider aber häufig nicht möglich.

Problematisch ist zudem, dass Gesprächspartner wie Freunde, professionelle Berater oder auch ein Therapeut oder Coach, meistens eine ganz andere Risikowahrnehmung haben und Gespräche häufig auf unterschiedlichen Ebenen ablaufen. Wer sich selbst nie in einer ähnlichen, existenzbedrohenden Situation befunden hat, kann häufig die emotionalen Reaktionen und die daraus resultierenden Entscheidungen und Verhaltensweisen nicht nachvollziehen. Gut gemeinte Ratschläge sind dann oft wenig hilfreich oder verstärken sogar die Ängste und negativen Gefühle.

Reden über Risiko

Sowohl in einer Gründungsphase als auch besonders in einer Krisensituation ist es wichtig, geeignete Gesprächspartner zu finden, um über die eigene Risikowahrnehmung zu sprechen. In der Gründungsphase geht es vor allem auch darum herauszufinden, welche Risiken unter Umständen nicht gesehen oder unbewusst verdrängt werden. Gerade solche „blinden Flecken“ können später dazu führen, dass Sie scheinbar den Boden unter Füßen verlieren. Werden solche Risiken frühzeitig antizipiert, können Sie sich besser darauf vorbereiten, indem Sie beispielsweise einen sogenannten „Plan B“ im Hinterkopf haben.

In einer Krisensituation ist es wichtig, einen oder mehrere Gesprächspartner zu finden, die Verständnis für die Ängste und negativen Emotionen haben und sich auf die veränderte Risikowahrnehmung einlassen können. Wenn ein Coach in einer Krisenphase, die mit einem extremen Vertrauensverlust und persönlicher Enttäuschung einherging, dann etwas sagt wie „Ach das sind doch Peanuts, die Summen um die es da geht“, ist das nicht hilfreich. Auch das habe ich selbst in einer Coaching Runde miterleben müssen und war offen gestanden ziemlich schockiert. Suchen Sie sich Gesprächspartner, die auf Ihre Probleme eingehen und Empathie und Verständnis zeigen und meiden Sie in jedem Fall die „gutmeinenden Ratschläger“, damit Sie in einer Krisenphase schnellstmöglich wieder entscheidungs- und handlungsfähig werden.

Netzwerke nutzen um eine neue Risiko-Kultur zu schaffen

Nutzen Sie Ihre beruflichen und privaten Netzwerke, um über den Begriff Risiko zu sprechen. Sie werden erstaunt sein, wie unterschiedlich die Risiko-Wahrnehmung anderer Menschen ist und wie unterschiedlich auch die wahrgenommenen Risiken sind. Gerade solche Gespräche sind ungemein wichtig, um die Ängste und Sorgen anderer zu verstehen und um die eigene Risiko-Wahrnehmung zu reflektieren. Manchmal verlieren vermeintliche Risiken auch plötzlich ihre Bedrohlichkeit, wenn Sie sehen, wie andere damit umgehen oder in Krisen damit umgegangen sind. Oder Sie erhalten ungeahnte Ideen und Lösungsvorschläge, die Risiken plötzlich relativieren und einen sachlichen Umgang damit wieder möglich machen.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen hilfreiche „Risiko-Gespräche“ und gute Finanzentscheidungen.


Kornelia Rendigs
ist Diplom-Ökonomin und arbeitet seit 23 Jahren als freie Anlageberaterin hauptsächlich – aber nicht ausschließlich – für und mit Frauen.

Seit Januar 2016 ist sie die erste zertifizierte FCM Finanz Coach®. Als Finanz Coach unterstützt sie Menschen bei allen finanziellen Fragen und Problemen und ist darauf spezialisiert, dysfunktionale Glaubenssätze und Projektionen zum Thema Geld aufzudecken und aufzulösen.

Weitere Informationen zu Kornelia Rendigs und Kontakt:

Tel. 0421-408 99 440

www.finanzcoaching-bremen.de

www.vermoegenundzukunft.de

Kolumnistin Kornelia Rendigs
Kolumnistin Kornelia Rendigs

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