Kolumne: Glücklich mit und ohne Geld

von Andrea Buchelt

Tipps für eine glückliche Geldbeziehung von Kornelia Rendigs

Geld und Gründung: Warum Risiko nicht gleich Risiko ist

Wie in der letzten Folge meiner Kolumne bereits berichtet, spielt das Thema Risiko bei jeder Unternehmensgründung und Selbstständigkeit eine große Rolle. Risiko hat für unterschiedliche Menschen ganz verschiedene Bedeutungen. Für die einen kann Risiko Gefahr oder Unsicherheit bedeuten und für die anderen vielleicht Chance oder Nervenkitzel. Vielleicht ist Ihnen durchaus bewusst, dass Sie sich ganz unterschiedlich wohl fühlen, wenn Sie Risiken eingehen, je nachdem, wie Sie das entsprechende Risiko intuitiv bewerten.

Eine für mich wichtige Erkenntnis im Rahmen meiner Ausbildung zum FCM Finanz Coach® war die Lektion über die unterschiedlichen Dimensionen der Risikobereitschaft. Aus wissenschaftlichen Studien kennen wir fünf unterschiedliche Risiko-Kategorien:

  1. Ethische Risikobereitschaft

Es gibt Normen und Regeln die ich grundsätzlich akzeptiere und angenommen habe. Die Risikobereitschaft drückt aus, wie sehr ich mich unter dieser Prämisse daran halte. Beziehungsweise wie häufig und wie intensiv ich sie verletze.

  1. Finanzielle Risikobereitschaft

Das Ausmaß, in dem eine Person negative Konsequenzen (Verluste) in Kauf nimmt, um ein angenehmes oder erwünschtes Ergebnis (Gewinne) zu erreichen. (Definition nach ISO DIN 22222 )

  1. Unternehmerische Risikobereitschaft

Vorausgesetzt, ich habe Ideen: Nehme ich das Risiko sie auszusprechen, und gehe ich auch soweit sie umzusetzen?

  1. Soziale Risikobereitschaft

Zwei Grundkonzepte: Vertrauen (sich auf andere einlassen) / Selbstvertrauen (sich vor anderen riskieren)

  1. Physische Risikobereitschaft

Körper, Sport, Gesundheit

Wozu eine differenzierte Betrachtung der Risiko-Dimensionen?

Haben Sie sich jetzt beim Lesen vielleicht gefragt: Was soll das Ganze? Nun die Risikobereitschaft eines Menschen ist durchaus unterschiedlich ausgeprägt, je nachdem in welcher Dimension sie sich bewegt. Wenn jemand beispielsweise eine hohe physische Risikobereitschaft hat, muss dies nicht zwangsläufig bedeuten, dass die finanzielle Risikobereitschaft dieser Person genauso hoch ausgeprägt ist. Häufig ist diese sehr unterschiedlich ausgeprägte Risikobereitschaft nicht einmal dieser Person selbst bewusst und kann im Nachhinein erhebliche Stressreaktionen hervorrufen.

So hat beispielsweise eine meiner Kundinnen eine ziemlich hohe physische Risikobereitschaft, denn Sie betreibt Fallschirmspringen als Hobby. Auch ihre unternehmerische Risikobereitschaft würde ich durchaus als überdurchschnittlich hoch erachten, da sie sich mit ihrem Unternehmen ganz klar auf ein sehr überschaubares Marktsegment spezialisiert hat und dabei in der Umstellungsphase ein ziemlich hohes Risiko einging. Demgegenüber hat diese Kundin allerdings eine gering ausgeprägte finanzielle Risikobereitschaft. Sollte in Ihrem Business irgendwann eine bisher nicht absehbare finanzielle Krise eintreten, könnte sie unter Umständen von einem Risiko überrascht werden, dass sie so vorher „nicht auf dem Schirm“ hatte. Um darauf vorbereitet zu sein, ist es wichtig, dass sie sich beizeiten auch auf diese Risiko-Dimension vorbereitet hat.

Unterschätzte Risiken in der Gründungsphase

So ist beispielsweise die unternehmerische Risikobereitschaft bei einer Unternehmensgründerin in der Gründungsphase eher überdurchschnittlich ausgeprägt. Die unternehmerische Risikobereitschaft betrifft Fragen wie

  • Wird mein Angebot oder meine Leistung am Markt angenommen?
  • Kann ich mich erfolgreich positionieren?
  • Gelingt es mir meine potentiellen KundInnen zu begeistern?
  • Habe ich die richtige Zielgruppe gewählt?
  • Ist mein Marktauftritt richtig gewählt?

Diese Fragen stehen gerade in der Gründungsphase im Vordergrund und weniger die finanzielle Risikobereitschaft. Auch bei der Erarbeitung des Businessplans werden die Risiken nur wenig erörtert, obwohl diese gerade hierbei berücksichtigt werden sollten. Wenn die Entwicklung dann nicht so eintritt, wie geplant, kann dies emotionalen Stress verursachen.

Deshalb ist es in der Gründungsphase besonders wichtig, die finanziellen Risiken und auch die finanzielle Risikobereitschaft zu beleuchten. Was wäre wenn – Fragen, wie beispielsweise die Frage, was im Fall einer Scheidung oder einer Liquiditätskrise oder ähnlicher Unwägbarkeiten passieren könnte und was diese Vorstellung auslöst, können einen Hinweis auf eine eher realistische oder eher unrealistische Bewertung möglicher Risiken geben.

Das ganze Thema „finanzielles Risiko“ ist allgemein schwierig. Auf der einen Seite hindert eine geringe Risikobereitschaft viele Menschen daran, finanziell so erfolgreich zu sein, wie sie es sein könnten. Auf der anderen Seite entstehen manche der unangenehmsten finanziellen Überraschungen des Lebens dadurch, weil Risiken eingegangen wurden, die weit außerhalb der Komfortzone lagen. Ein weiteres Problem stellt die Messbarkeit der finanziellen Risikobereitschaft dar. Darauf werde ich in der nächsten Ausgabe dieser Kolumne dann noch einmal genauer eingehen.

Auch die soziale Risikobereitschaft spielt bei Gründerinnen aus meiner Sicht eine durchaus ernst zu nehmende Rolle. Frauen sind in aller Regel sehr viel stärker in soziale Kontexte eingebunden, wie Familie, Freunde und sonstiges privates Umfeld als Männer, die sich naturgemäß sehr viel stärker über beruflichen und finanziellen Erfolg definieren. Wenn eine Frau sich selbstständig macht und das auch noch in einer von Männern dominierten Branche, kann Sie in ihrem Umfeld nicht unbedingt Unterstützung und Ermutigung erfahren. Eine Erfahrung, die ich vor vielen Jahren selber machen musste und die meine soziale Risikobereitschaft arg strapaziert hat.

Mein Tipp: Risikoprofiling

Insbesondere für Gründerinnen aber auch für Unternehmerinnen und Selbstständige, die schon länger dabei sind, empfehle ich deshalb ein Risikoprofiling vorzunehmen und für die Selbsteinschätzung die Unterstützung eines erfahrenen Coachs einzuholen. Insbesondere zur Ermittlung der finanziellen Risikobereitschaft empfiehlt sich ein wissenschaftlich fundiertes Verfahren. Doch dazu mehr in der nächsten Kolumne.

Bis dahin eine gute Sommerzeit.


Kornelia Rendigs
ist Diplom-Ökonomin und arbeitet seit 23 Jahren als freie Anlageberaterin hauptsächlich – aber nicht ausschließlich – für und mit Frauen.

Seit Januar 2016 ist sie die erste zertifizierte FCM Finanz Coach®. Als Finanz Coach unterstützt sie Menschen bei allen finanziellen Fragen und Problemen und ist darauf spezialisiert, dysfunktionale Glaubenssätze und Projektionen zum Thema Geld aufzudecken und aufzulösen.

Weitere Informationen zu Kornelia Rendigs und Kontakt:

Tel. 0421-408 99 440

www.finanzcoaching-bremen.de

www.vermoegenundzukunft.de

Kolumnistin Kornelia Rendigs
Kolumnistin Kornelia Rendigs

Zurück