Kolumne: Gute Texte schreiben

von Andrea Buchelt

Tipps für leichte, verständliche Texte von Dunja Herrmann

Man oder Ich? Über den Mut, Farbe zu bekennen

Es hat drei Buchstaben und nennt sich generalisierendes Personalpronomen: das Wörtchen „man“. Man kann es überall verwenden, wo man sich nicht traut zu sagen, wer das eigentliche Subjekt ist. Wenn mir mal ein „man“ in die Tasten fließt, halte ich inne und entscheide mich meistens dafür, den Satz neu und bekennend aktiv zu formulieren. Denn in meinen Augen ist eine „man“-Formulierung mit dem verführerischen Passiv-Satz verwandt.

Warum man das „man“ so gerne nimmt

Man formuliert deshalb häufig „man“-Sätze, weil man es gewohnt ist. Man lässt sie einfach in die Feder oder in die Tasten fließen.

Man verwendet „man“ für gewöhnlich dann, wenn man über etwas schreibt, das viele Menschen betrifft. Man kennt die Menge nicht so genau. Man kann schwer sagen, ob es viele oder wenige sind. Dann fährt man einfach gut mit einem „man“. So kann sich jedermann denken, wie viele „man“ sind. Als generalisierendes Personalpronomen macht es seinem Namen alle Ehre!

Man kann es nehmen, wenn man keine Lust hat, sich über diese unbestimmte Menge an Menschen Gedanken zu machen: Sind es alle Gartenliebhaber? Oder vielleicht nur die Staudenfans? Die einfache Lösung lautet: „Man sollte sich guten Dünger beschaffen.“

Man greift besonders gerne zum „man“, wenn man sich mit seiner eigenen Meinung, Haltung oder Erfahrung nicht zeigen will. Oft ist ein bisschen Scham dabei, wenn man Dinge schreibt wie „Man sollte sich mehr Zeit für sich selbst nehmen“ und dabei sich selbst meint. Oder man hat Angst vor der Reaktion derjenigen, über die man schreibt: „Berufstätige Mütter sollten sich mehr Zeit für sich selbst nehmen“, könnte starke Reaktionen hervorrufen. Die eine sieht es so, die andere so.

Sie ahnen es bereits: Es kann eine heikle Angelegenheit sein, Farbe zu bekennen und das Generalpronomen durch ein echtes Subjekt zu ersetzen!

Warum es sich lohnt auf „man“ zu verzichten

Sie schreiben viel schärfer und klarer, wenn Sie das „man“ weglassen und stattdessen die oder den Menschen benennen, um den es eigentlich geht.

Sie bauen Ihren Text fundiert auf, wenn Sie sich über die Details Gedanken machen: Gartenliebhaber oder Staudenfans? Indem Sie selbst den Unterschied erforschen, Neues entdecken und Wissen aufbauen, können Sie mehr transportieren als mit einem pauschalen „man“.

Sie wirken selbstbewusster, wenn Sie klassische „man“-Sätze durch Ich-Formulierungen ersetzen. Natürlich nur dann, wenn Sie mit dem „man“ bisher Ihr eigenes Denken, Handeln oder Fühlen unauffällig verwässern wollten.

Sie werden den Menschen gerechter, von denen Sie reden oder die Sie ansprechen. Zum einen benennen Sie sie direkt. Zum anderen denken Sie vielleicht darüber nach, wie Sie Ihren Satz formulieren können, damit jeder ihn im besten Sinne verstehen kann.

Das größte Geschenk, das ein Satz ohne „man“ bereithält, ist die Nähe zu Ihren Leserinnen und Lesern. Ein Ich-Satz wirkt authentisch, eine Sie-Botschaft spricht direkt an, ein Wir-Bekenntnis schließt alle ein. Ihre Texte werden wärmer und menschlicher.

Machen Sie doch einfach den Test: Formulieren Sie Ihren nächsten „man“-Satz um und staunen Sie über die Wirkung!

Viel Erfolg!

 

Dunja Herrmann ist Diplom-Ingenieurin und ausgebildete PR-Redakteurin. Ihr Angebot „Power-Feedback. Der Qualitätscheck für Texte und Konzepte“ richtet sich an selbst schreibende Unternehmerinnen und Unternehmer, die ihre Textqualität erhöhen wollen.

Außerdem ist sie Coach für emotionale Kompetenz und zeigt Menschen, wie sie sich und andere von emotionalen Blockaden befreien können. Auch in diesem Bereich steht die Einfachheit und Wirksamkeit an oberster Stelle.

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Kolumnistin Dunja Herrmann
Kolumnistin Dunja Herrmann|Foto: Susanne Heitz, Fotogen Digital

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