Kolumne: Kleine Stresssprechstunde

von Andrea Buchelt

von Andrea Schweers

Ein starker Baum braucht den Wind nicht zu fürchten

 

Berg und Tal

Unser Leben besteht aus einem Wechsel von stabilen und instabilen Phasen. Das ist ganz natürlich - auch wenn wir uns dauerhaft ein harmonisches Leben wünschen.

Durch belastende Lebensumstände, Verluste oder Krankheiten, Übergänge in andere Lebensabschnitte, eingefahrene Beziehungsmuster oder wenn wir in unserem Alltag einfach zu viel auf dem Zettel haben, kann das persönliche Gleichgewicht aus dem Lot geraten. Wenn das passiert, sprechen wir von einer Krisensituation. Allerdings kann es sein, dass sich zwei Personen „objektiv“ in der gleichen Situation befinden, wobei sich die eine subjektiv tief in einer Krise steckend fühlt, während die andere eine sehr ähnliche Lage als wenig bedrohlich empfindet. Unser Gefühl, ob wir mit unseren gewohnten Verhaltensweisen und Bewältigungsstrategien zu einer Lösung  kommen können, und ob wir unsere eigenen Handlungsmöglichkeiten als erfolgreich einschätzen, ist dabei ausschlaggebend.

Verena Kast (Professorin für Psychologie an der Uni Zürich) definiert den Begriff Krise als „Einengung bzw. Klemme, in der sich das ganze Leben auf ein Problem reduziert“. Es ist als würden wir durch einen Tunnel blicken.

Je mehr wir uns dabei als Opfer einer Situation erleben, umso mehr in der Klemme fühlen wir uns.

Im Chinesischen hat das Wort Krise gleichzeitig auch die Bedeutung Chance.
Inmitten aller unguten Gefühle, die eine Krise bei uns auslöst, ist uns jedoch häufig nicht bewusst, welche Chancen einer Entwicklung und Wandlung der Erlebens- und Verhaltensweisen die Bewältigung einer Krise mit sich bringen kann.

Und wenn wir gerade mittendrin stecken?
Auch wenn wir es uns noch so sehr wünschen – manchmal ist es uns zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht möglich, an den äußeren Umständen oder unserer aktuellen Situation etwas zu ändern.

Russ Harris (Arzt und Psychotherapeut) beschreibt in seinem Buch „Wer vor dem Schmerz flieht, wird von ihm eingeholt“ 4 Schritte aus der Akzeptanz- und Commitment-Therapie, die für uns in solch einer Situation hilfreich sein können. Hier eine kurze Zusammenfassung daraus:

  1. Freundlich mit sich umgehen

Sanft mit sich umgehen, sich selbst unterstützen, trösten, schmerzhaften Gedanken und Gefühlen „erlauben, da zu sein“. Sich nicht hineinziehen lassen, sie beobachten und weiterziehen lassen.

  1. Den Anker werfen

Füße in den Boden stemmen, Wirbelsäule aufrichten.

Einen langsamen tiefen Atemzug nehmen.

Handflächen aneinander drücken und spüren wie die Muskeln in Hals, Armen und Schultern kontrahieren.

Lauschen und fünf Dinge registrieren, die zu hören sind.

Um sich blicken und fünf Dinge registirieren, die zu sehen sind.

Wahrnehmen wo wir sind, und was wir gerade tun.

  1. Eine klare Haltung einnehmen ( nach den eigenen Werten leben )

Was ist mir tief im Herzen wirklich wichtig?

Wofür will ich während meiner Zeit auf der Erde stehen?

Welche Art Mensch möchte ich sein?

  1. Den Schatz finden

Anerkennen, dass der Schmerz vorhanden ist.

Sich nicht im Smog verlieren – nicht damit verschmelzen.

Die Gesamtheit mit allen Aspekten des Lebens wahrnehmen.



Wenn unser Leben in eine Schieflage gerät, haben wir manchmal die Angewohnheit, uns eher schuldig zu fühlen oder dieses zu überdecken, damit es nicht sichtbar wird. Anstatt unsere Situation mit eigener innerer Anteilnahme zu betrachten, würdigen wir nicht den Aspekt, dass diese Situation uns Schmerz bereitet. Je mehr uns das allerdings gelingt, desto klarer können wir auch wahrnehmen, was wir gerade brauchen und was uns gut tut.

 

Andrea Schweers ist Heilpraktikerin für Psychotherapie und Stressbewältigungs und Entspannungstherapeutin. Menschen individuell auf ihrem Weg zu begleiten mithilfe ihrer eigenen, natürlichen Ressourcen ist ihr Anliegen.

„In jedem von uns wohnt ein innerer Arzt“.

Sie arbeitet mit körperorientierten Verfahren und bietet achtsamkeitsbasierte Stressbewältigungskurse und Seminare mit bestimmten Schwerpunkten an.

Naturheilkundezentrum Midgard
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28195 Bremen

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Kolumnistin Andrea Schweers
Kolumnistin Andrea Schweers

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