Kolumne: Nachhaltig gärtnern

von Andrea Buchelt

von Gitta Stahl

Nachhaltigkeit – für alles und jedes?

Kaum ein Begriff hat in den zurückliegenden Jahren und Jahrzehnten ein derartiges Eigenleben in seiner Bedeutung entwickelt wie das Wort Nachhaltigkeit. Alles ist mittlerweile „nachhaltig“. Es gibt nachhaltige Hochschulen, nachhaltige Infrastrukturentwicklung, globale Nachhaltigkeitsziele. Kaum ein großes Unternehmen, das nicht auch irgendwo das Modewort Nachhaltigkeit unterbringt: nachhaltige Eigenmarken von EDEKA, kein Autokonzern in Deutschland, der nicht seine Nachhaltigkeitsseiten im Netz präsentiert, nachhaltige Modelabels.

Was aber bitte ist der Ursprung der Nachhaltigkeit? Hans Carl von Carlowitz, ein Oberberghauptmann aus Freiberg (Sachsen), der von 1645–1714 lebte, gilt als geistiger Vater. Seine 1713 formulierte nachhaltige Forstwirtschaft, bei der grundsätzlich nur so viel Holz geschlagen werden sollte, wie durch planmäßige Aufforstung, durch Säen und Pflanzen nachwachsen konnte, gilt heute als Geburtsstunde nachhaltigen Wirtschaftens.

Die Ökologie hat diesen Ansatz für alle Rohstoffe übernommen und beschreibt damit heute das Prinzip, dass nicht mehr verbraucht werden darf, als jeweils nachwachsen oder sich regenerieren kann. Eine geschützte Definition für Nachhaltigkeit gibt es aber nicht.

Wenn Nachhaltigkeit schon zur „bunten Kuh“ mutiert, muss es denn dann neben biologischem, naturnahem und Permakultur-Gärtnern auch noch nachhaltiges Gärtnern geben? Ich glaube, ja. Denn wir sollten den Blickwinkel wieder verändern, den Fokus wieder erweitern, weg vom nur auf den Menschen bezogenen hin zum gesamtheitlichen Nutzen.

Zwei Beispiele:

Wer Vögel singen hören will, darf nicht die Nahrungskette der Vögel vernichten und jeder Laus und jeder Raupe den Garaus machen. Denn von Körnerfutter wird kein Jungvogel groß. Lassen sie also Läuse und Raupen an den Rosen, die Vögel werden es ihnen danken, und auch andere Nützlinge kümmern sich rechtzeitig um die Leckerbissen.

Wer saftige Erdbeeren und aromatische Äpfel ernten will, der sollte den Bestäuberinsekten auch dann noch nektar- und pollenreiche Blüten bieten, wenn er in den Apfel schon reinbeißen kann. Gärtnern sie so, dass Biene, Hummel und Co. die ganze Vegetationsperiode über Nahrung finden im Garten. 

Wer gärtnert, wie er die Familie versorgt, mit dem Wohlergehen jedes Einzelnen im Auge, der wird das Ergebnis lieben und dafür geliebt werden. Dann ist der allerwichtigste Schritt im nachhaltigen Gärtnern getan, dann macht Gärtnern Spaß.


Bartblume im September


Gitta Stahl
ist Dipl.-Ing. Landschaftsplanerin, Journalistin und Imkerin. Gärten, Gewerbeflächen, Friedhöfe und städtische Freiflächen in Lebensräume zu verwandeln, in denen sich auch Bienen, Wildbienen, Vögel, Igel und Co. wieder zuhause fühlen, ist ihr Anliegen. Beratungen, Vorträge und Seminare sind dabei wichtige Bausteine. „Nur wer versteht, um was es geht, kann richtig handeln.“

„Grüner Kosmos“
Beratungsbüro für nachhaltiges Gärtnern
Artilleriestraße 6a
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Tel: 0 42 31/67 75-140

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Gitta Stahl
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