Kolumne: Nachhaltig gärtnern

von Andrea Buchelt

von Gitta Stahl

Nur keine hektische Hast

Die Natur (z.B. Hummeln) sagt uns, wann es los geht im Garten

Der Frühling naht – und wer vom Gartenvirus infiziert ist, den juckt es jetzt in den Fingern. Man will raus, gucken, aber auch Laub von den Beeten rechen, hacken und womöglich graben. Alles verständlich, gerade für mich, der es nicht anders geht. Dennoch zügele ich mich und rate hier: Nur keine hektische Hast. Das bewährt sich im Garten meist nicht – und oft schadet es sogar.

Im März zeigen sich jede Woche mehr und vielfältigere Frühjahrsblüher. Die Winterlinge kriechen gelb über den Boden, Schneeglöckchen bimmeln weiß, die ersten Krokusse und Wildtulpen zeigen Farbe. O.k. – dort wo Zwiebelblumen ihre zarten Blüten ausbreiten, da will man nicht stören. Fangen wir also in den sonnenabgelegenen Seiten des Gartens an? Dort, wo man vielleicht im Herbst noch Laub hat liegen lassen oder Zweige, dort, wo der Komposthaufen von den Vögeln über den Winter zerrupft wurde. Dort, wo sich noch nichts rührt? Dort, wo man ein neues Beet anlegen will? NEIN!! Warten Sie, bis die Natur den Startschuss gibt.

Wer früh im Jahr schon durch alle Ecken des Gartens hackt und aufräumt, der stört z.B. die im Boden überwinternden Hummeln. Sie suchen sich extra die Ecken im Garten, die nicht oder kaum von der Sonne „erwischt“ werden. Dort graben sie handspannentiefe und tiefere Gänge oder überwintern oberflächennah unter Laub oder Altholz.

Warum so schattig? Dort, wo die Sonne einwirken kann, taut der Boden an, friert nachts wieder zu, taut wieder an. Das wären die falschen Signale für die Hummeln. Solche Standorte meiden sie zum Überwintern. Junghummeln wollen erst wirklich wach werden, wenn auch die Schattenseiten des Gartens dauerhaft frostfrei bleiben. Dann gibt es draußen auch die ersten Blüten, die tatsächlich Nektar und Pollen liefern. Dann kann man es riskieren, durch Fluggeschäft Energie zu verbrauchen, weil es ja Nachschub gibt.

Hummeln sind also meist ganz gute „echte“ Frühjahrsboten, und aufgrund ihrer Größe, ihrer Puscheligkeit und ihres sonoren Brummens stets gut zu erkennen. Während die Honigbiene erst ab rund 12 °C überhaupt losfliegt, fliegen einige Hummelarten schon ab 5 °C.

Sie müssen also nicht den ganzen März über die Hände in den Schoß legen, doch achten Sie auf die Hummeln: Erst wenn die fliegen, sollten Sie mit der Bodenbearbeitung zumindest in schattigen Lagen anfangen. Denn schwer genug haben es diese supereffektiven Bestäuber auch, ohne dass wir noch nachhelfen. Vom Hummelvolk überwintern nur einige Jungköniginnen, der Rest stirbt im Herbst ab. Und von diesen Jungköniginnen überlebt im Schnitt nur eine von zehn. Wir sollten also mit hektischer Hast bei der Frühjahrsgartenarbeit die Überlebenschancen nicht weiter verschlechtern.


Gitta Stahl
ist Dipl.-Ing. Landschaftsplanerin, Journalistin und Imkerin. Gärten, Gewerbeflächen, Friedhöfe und städtische Freiflächen in Lebensräume zu verwandeln, in denen sich auch Bienen, Wildbienen, Vögel, Igel und Co. wieder zuhause fühlen, ist ihr Anliegen. Beratungen, Vorträge und Seminare sind dabei wichtige Bausteine. „Nur wer versteht, um was es geht, kann richtig handeln.“

„Grüner Kosmos“
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Gitta Stahl
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