Kolumne: Nachhaltig gärtnern

von Andrea Buchelt

von Gitta Stahl

Wildbienen sind Schleckermäuler

Wussten Sie, dass es in Deutschland rund 550 Wildbienen-Arten gibt, darunter rund 55 Hummelarten? Und nur drei Arten Honigbienen? Es ändert sich zwar gerade etwas, aber es ist schon erstaunlich, wie sehr die Honigbiene im Fokus steht. Den Wildbienen wird jedoch kaum Beachtung geschenkt. Dabei ist es eigentlich gar nicht so schwer, es den Wildbienen recht zu machen. Je weniger man macht, desto rechter oft.

Wildbienen, das weiß man längst, sind die viel effektiveren Bestäuber. Sie sind vielfach kleiner, schneller, wendiger, kommen in Blüten, wo die Honigbiene schon mit dem Kopf stecken bleibt. Doch als Nutztiere sind sie nicht zu domestizieren, weil sie fast alle „Einzelgänger“ sind. Riesige Staaten bauen, massenhaft Futter bevorraten und sich das auch noch von Menschen wegnehmen lassen, wie die Honigbienen es tun, käme den schlauen Damen ja gar nicht in den Sinn. Erdloch an Erdloch ist o.k., aber jede sorgt für ihre Brut.

Im Unterschied zu Honigbienen sind Wildbienen auch Schleckermäuler. Nektar futtern zwar die meisten von allen Blüten, die zur Flugzeit blühen, aber beim Pollen, der eiweißreichen Kost für den Nachwuchs, sind viele sehr speziell. Eine Pflanzenart und sonst nichts. Was auch bedeutet: Diese Arten sieht man eigentlich nur, wenn gerade diese Pflanzen blühen. Für den Artbestand vieler Wildbienen hat das natürlich verheerende Auswirkungen. Gibt es diese Pflanzen nicht mehr, dann gibt es keinen Ersatz. Denn weite Strecken fliegen die meisten nicht. Die Bienenart verschwindet.

Und wen wundert’s: Wildbienen fliegen auf Wildpflanzen. Die aber möchte man oft nicht im Garten haben. Untersuchungen beweisen aber, dass Wildbienen, wenn sie einen geeigneten Nistplatz in Totholz, Erdloch oder Mauer gefunden haben, mit vielen Gartenpflanzen aus der gleichen Art der Wildpflanzen klar kommen.

Glockenblumen beispielsweise erfreuen im Garten in großer Vielfalt und lassen sich auch „beherrschen“, zudem immer wieder auch gerne verschenken. Viele Wildbienen sind auf Glockenblumen-Pollen angewiesen. Auch bei Blaukissen und dem scharfen Mauerpfeffer sagen die Wildbienen nicht nein. Der Blutweiderich ist in Wildform eine zauberhaft schöne, schmackhafte Staude und Lauch (von Schnittlauch bis Zierlauch) in allen Formen ist für bestimmte Wildbienen lebensnotwendig. Auf dem Bild ist das derzeit heißbegehrte Lungenkraut in einem Topf (balkongeeignet) zu sehen, an dem die quirligen kleineren Wildbienen nicht stillhalten wollten, wohl aber diese Hummel.


Lungenkraut mit Hummel

Mehr Pflanztipps für wildbienenfreundliche Gärten können von meiner Seite www.nachhaltig-gaertnern.de/aktuelles heruntergeladen werden.

Gitta Stahl ist Dipl.-Ing. Landschaftsplanerin, Journalistin und Imkerin. Gärten, Gewerbeflächen, Friedhöfe und städtische Freiflächen in Lebensräume zu verwandeln, in denen sich auch Bienen, Wildbienen, Vögel, Igel und Co. wieder zuhause fühlen, ist ihr Anliegen. Beratungen, Vorträge und Seminare sind dabei wichtige Bausteine. „Nur wer versteht, um was es geht, kann richtig handeln.“

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