Kolumne: Nachhaltig gärtnern

von Andrea Buchelt

von Gitta Stahl

Jetzt „Daunendecke“ für Igel und Regenwurm aufschütte(l)n

Wer hat es nicht gerne muckelig warm im Winter? Wie gerne verkriechen wir uns mit einer schönen Tasse Tee oder … mhm … heißem Kakao mit Sahne unter die Wolldecke, wenn es draußen frostig kalt ist? Liebevoll schlagen wir unsere Daunenbetten auf, damit sie uns Nacht für Nacht wärmen. Und was machen Pflanzen und Tiere im Garten, wenn’s kalt wird?

Herbst in Mitteleuropa ist ein Meisterwerk an Farben. Die Natur malt uns die schönsten Bilder. Poetisches und Romantisches über den Herbst, auch mal über die Stürme, meist aber über die Farbenpracht des Laubes, finden wir reichlich.

Oft aber hört die positive Einstellung bei musischen Empfindungen auf. Liegt der bunte Blättersegen dann unten, wird nass und glitschig, rafft man ihn schnell zusammen und entsorgt ihn in der Komposttonne.

Herbstfärbung und Laubfall sind aber Schutzmechanismen von Laubpflanzen in unseren winterkalten Gebieten, die uns ruhig zu denken geben sollten. Denn während sich die Pflanzen oben durch Laubabwurf davor schützen, zu viel Wasser zu verdunsten und dadurch auszutrocknen, weil aus dem gefrorenen Boden kein Nachschub kommt, versorgen sie ihre Wurzeln und die Bodenlebewesen zusätzlich mit einer wärmenden Zellulosedecke.

Bäume im Herbst

Laub wirkt also wie eine Daunendecke für Bodenlebewesen. Unter einer Laubschicht können Regenwurm, Assel und viele andere wichtige und nützliche Bodentiere besser über den Winter kommen als im ungeschützt steinhart gefrorenen nackten Boden.

Laub wirkt auch wie eine Daunendecke für Wurzeln frostempfindlicherer Stauden und Gehölze. Mit einer Laubschicht kann man daher nicht nur den Boden unter Gehölzen schützen, sondern auch das Staudenbeet. Hier muss es jedoch zeitig im Frühjahr heruntergeholt werden, damit der Neuaustrieb nicht gestört wird.

Laub bietet Igeln und anderen Kleinsäugern, aber auch vielen Insekten ein Winterquartier. Ein Laub-Band entlang der Hecke, und jeder Igel, der dort kampieren will, bedient sich selbst und zieht sich die Blätter dahin, wo er sie haben will. Andere Tiere, wie beispielsweise auch der Nützling Maulwurf, zieht sich das Baumaterial in den Boden.

Doch keine Regel ohne Ausnahmen:

  • Rasen mag keine dicke Laubschicht. Doch die Beet-Flächen sind meist so groß, dass alles Laub im Garten auf Beeten verteilt werden kann. Damit alle etwas davon haben.
  • Kastanienlaub sollte sehr gründlich eingesammelt werden und über die Komposttonne (Deponie) entsorgt werden. Im Laub überwintert nämlich die Puppe der Miniermotte. Den schlimmsten Befall kann man so ausbremsen.
  • Zu viel Eichen- und Walnusslaub macht Gartenboden sauer. Also entweder dort verteilen, wo sauer gewünscht ist (Rhododendron, Hortensien), oder – weil meist zu viel – teilweise doch zur Deponie.

Seien Sie mutig, riskieren Sie den kritischen Blick des Nachbarn, zu dem ja mal das eine oder andere Blatt herüberwehen wird, und lassen Sie das Laub einfach unter Sträuchern und Bäumen und auf Staudenbeeten liegen. Zeit zum Aufräumen ist im Frühjahr reichlich, und es macht dann auch wieder mehr Spaß.

P.S.: Nährstoffe sind im Herbstlaub übrigens kaum mehr vorhanden. Die haben die Pflanzen pfiffiger Weise frühzeitig aus den Blättern zurückgeholt und in die Speicher für die kommende Saison eingelagert. Laub ist also kein Ersatz für Kompost oder Dünger. Herbstlaub ernährt in der nächsten Saison keinen mehr.


Gitta Stahl
ist Dipl.-Ing. Landschaftsplanerin, Journalistin und Imkerin. Gärten, Gewerbeflächen, Friedhöfe und städtische Freiflächen in Lebensräume zu verwandeln, in denen sich auch Bienen, Wildbienen, Vögel, Igel und Co. wieder zuhause fühlen, ist ihr Anliegen. Beratungen, Vorträge und Seminare sind dabei wichtige Bausteine. „Nur wer versteht, um was es geht, kann richtig handeln.“

„Grüner Kosmos“
Beratungsbüro für nachhaltiges Gärtnern
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Gitta Stahl
Gitta Stahl

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