Kommentar
von Andrea Buchelt
Gedanken von Viola Saschowa
Was Frauen über das Netzwerken wissen sollten
Ehrlich gesagt habe ich mir zu dem Thema Netzwerken im Geschäftsleben bis vor kurzem kaum Gedanken gemacht. Bis eine Freundin mich auf die Idee brachte: Schreib doch für die Exxtra Seiten darüber. Und ja, gute Idee – immerhin bin ich ja Texterin.
Was bringt ein Netzwerk eigentlich?
Also begann ich, mich in das Thema einzulesen. Mein erster Geistesblitz dazu war: „Über Netzwerke gewinne ich neue Kunden und empfehle kompetente Leute weiter.“ Der Spiegel veröffentlichte auf seiner Internetseite am 18.02.2016 einen Artikel mit der Überschrift: „Fast jede dritte Stelle über persönliche Kontakte besetzt“. Und was für Angestellte gilt, trifft auf Selbstständige sicher auch zu, nur dass es sich hier um Kundenkontakte handelt.
Doch ist das der einzige Grund, wozu ich meine Energien in den Aufbau eines stabilen Netzwerkes stecken sollte? Es mag sicher ein wichtiger Grund sein, allerdings habe ich bisher auch gute Erfahrungen mit Eigenwerbung und persönlichen Gesprächen gemacht.
So stöberte ich weiter und fand verschiedene Seiten, die sich gezielt mit diesem Thema für GründerInnen und bereits Selbstständige befassten. Dabei liefen mir unter anderem folgende Argumente für ein gutes Netzwerk über den Weg:
- Wissensaustausch
- Erfahrungsaustausch
- Weiterentwicklung
- gestärktes Selbstbewusstsein
- Entstehung neuer Projekte
- und nicht zuletzt Spaß
Ein gutes Netzwerk ist also nicht nur eine erweiterte Werbeplattform, sondern auch eine Weiterbildungsmöglichkeit, ein Coachingprogramm, eine konkrete Wachstumsmöglichkeit für das eigene Unternehmen, sowie ein Unterhaltungsprogramm. Und das alles für keine oder nur sehr geringe Kosten.
Der Unterschied zwischen den Geschlechtern
Anschließend forschte ich im Netz über den Unterschied zwischen Frauen und Männern beim Netzwerken. Dabei stieß ich auf einen im März dieses Jahres erschienenen Artikel auf Zeit Online. Aus diesem geht hervor, dass es (noch) an Personal-Entscheiderinnen mangelt, sprich: an weiblichen Führungskräften, die in entsprechenden Positionen sitzen. Denn bei der beruflichen Nachwuchsförderung werden Personen bevorzugt, die einem selbst ähneln. Männer wählen deshalb eher Männer, sobald es um das Besetzen freier Stellen geht.
Zudem erfuhr ich, dass es Frauen in eingefleischten Männernetzwerken oft schwer haben sich zu behaupten. Da sie dort (noch) selten vertreten sind, werden sie als Außenseiterinnen wahrgenommen und erhalten weniger auf Basis ihrer fachlichen Kompetenz Sympathiepunkte als aufgrund ihrer sexuellen Ausstrahlung.
Was Frauen zudem häufig fehlte, sei der Mut, aktiv mit ihrem Anliegen nach außen zu treten und sich zu zeigen.
Tatsächlich erlebe ich das auch oft auf Facebook. Während Männer sich selbstbewusst mit ihrem Produkt oder ihrer Dienstleistung darstellen, lese ich bei Frauen häufig ein nahezu verschämtes „Ich traue mich jetzt mal, Werbung für mich zu machen. Kommt es gut an?“ Persönlich finde ich das schade, da es der (Werbe-)Botschaft die Power und Kraft nimmt, die es aber braucht, um sich am Markt durchzusetzen.
Doch der eigentliche Unterschied zwischen Frauen und Männern im Netzwerkverhalten liegt wohl darin, dass Frauen nicht so schnell bereit sind, ihre Geschlechtsgenossinnen zu unterstützen.
Statt also die Seilschaft zu nutzen, um sich gegenseitig Mut zuzusprechen und die Nachwuchskollegin in den eigenen Reihen nachrutschen zu lassen, wird in dieser eher eine Konkurrentin gesehen, die es zu übertrumpfen gilt.
„Stutenbissigkeit“ wird dieses Verhalten mitunter auch provokant genannt und die Journalistin Barbara Bierach hat es in ihrem Buch „Das dämliche Geschlecht - Warum es kaum Frauen im Management gibt“ auf den Punkt gebracht: Frauen „erledigen sich schneller und gründlicher selbst, als Männer das je könnten."
Wie ist es um mein Netzwerkverhalten bestellt?
Was für eine erschreckende Bilanz. Doch immerhin ermutigte sie mich, einen Blick auf mein eigenes Netzwerkverhalten zu werfen.
Auch ich empfinde manchmal Neid und will haben, was die andere hat: deren Wissen, deren Einkommen, deren Kunden, deren Bekanntheitsgrad, deren Kreativität oder deren Webseite.
Auch kann ich nicht leugnen, dass ich Männer manchmal allein aufgrund der Tatsache, dass sie männlich sind, für kompetenter halte als Frauen. Dabei steht nicht nur auf der Seite des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts, dass Frauen, zumindest was die Zahl der Fachhochschulabschlüsse betrifft, vorne liegen. Frauen sind heutzutage genauso gut ausgebildet und kompetent, wie Männer – ich selbst bin das beste Beispiel.
Womit ich auch schon bei meiner nächsten Erkenntnis bin: Auch ich scheue manchmal davor zurück, mich mit dem, was ich kann und habe zu zeigen. Hin und wieder fehlt mir der Mut, nach vorne zu gehen und aktiv für mich und mein Angebot zu werben.
Diese Gedanken und Gefühle sind mir nicht neu. Zum Glück weiß ich schon lange, dass ich mir selbst den Pferdetritt ins Aus verpassen würde, gäbe ich ihnen nach. Doch ich bin gütig mit mir: Auch für mich als Frau ist es ein Weg, mich aus meinen alten Rollenbildern und Klischeevorstellungen zu befreien. Es geht nicht darum, plötzlich keinen Neid, keine Angst, keine Bevorzugung mehr zu spüren, sondern mir dessen bewusst zu sein.
Beruhigt konnte ich also feststellen: Stutenbissigkeit ist nichts für mich. Zwar stehe ich nicht immer emotional und gefühlsmäßig über den Dingen, doch ich agiere über ihnen. Insofern kann ich von mir behaupten, eine gute Netzwerkerin zu sein; nach einem ersten Aufbäumen meiner inneren Stute ermutige ich meine Nachwuchsberufsgenossinnen, ihre Ziele umzusetzen. Ich verheimliche nichts von meinem Weg und teile gerne meine Erfahrungen. Und selbstverständlich empfehle ich weibliche Kolleginnen und andere Fachfrauen weiter – selbst dann, wenn diese (scheinbar) erfolgreicher sind als ich.
Dankbar erkenne ich, dass meine Handlungsweise aufgeht. Gerade als Texterin ist es nicht immer einfach, dem Gegenüber den Wert meiner Arbeit zu vermitteln. „Schreiben kann doch jedeR“, kommt dann oft zurück. Ja – allerdings häufig nicht zielorientiert. Da sich das in den Netzwerken, in denen ich aktiv bin, herumgesprochen hat, fließen die Aufträge inzwischen zu mir zurück. Dann bin ich nicht mehr einfach irgendeine Texterin, sondern die Fachfrau für werbewirksame Texte, die dazu auch immer bereit ist, eine Win-win-Situation zu schaffen.
Ach übrigens, die Freundin die mir empfohlen hat, doch über das Thema Netzwerken zu schreiben, ist Kornelia Rendigs von Vermögen & Zukunft (www.vermoegenundzukunft.de ), eine der wenigen Fachfrauen, die sich an das Thema Finanzen heranwagen.
Viola Saschowa
Erfolgsredakteurin oder auch die Fachfrau für werbewirksame Texte.
viola.saschowa@gmail.com
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